Zahlungsbereitschaft für digitale Medien steigt, Social-Media-Traffic verändert sich & Loyalität der Leserschaft

Die Bereitschaft der Menschen für Onlinemedien zu zahlen, nimmt zu, sagt eine neue Studie. Facebook ist weiterhin eine signifikante Traffic-Quelle. Und wie zeigen Leser:innen ihre Loyalität zu News-Quellen? 

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Forward Publishing

Die Zahlungsbereitschaft für Medien-Abos steigt in Deutschland. Was sind die Gründe dafür und was bedeutet das für Verlage und Redaktionen?

Lange Zeit galt das Internet als ein Ort kostenloser Informationen. Verlage und Redaktionen zögerten, ihre Inhalte hinter eine Bezahlschranke zu stellen. Doch Mittlerweile sind immer mehr Menschen bereit, für qualitativ hochwertigen Journalismus zu bezahlen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Score Media Group, die die Zahlungsbereitschaft für Medien-Abos in Deutschland untersucht hat. Insgesamt wurden 4.001 Proband:innen zwischen 16 und 69 Jahren befragt.

Demnach haben 84 Prozent der Haushalte mindestens ein Medien-Abo, etwa für Videostreaming, Audiostreaming, Zeitungen oder Zeitschriften. Die monatlichen Ausgaben dafür liegen durchschnittlich bei 41 Euro. Beachtlich: Abonnent:innen von Zeitungen sind besonders treu. 43 Prozent der Zeitungsabonnements bestehen seit fünf oder mehr Jahren.

Die Studie untersucht auch die Nutzungsmotive und die Werbeakzeptanz. Nutzer:innen von Zeitungs- oder Zeitschriftenabonnements sind eher informationsorientiert und fühlen sich durch Werbung weniger gestört als etwa Konsument:innen von Audio- oder Video-Streaming. Letztere sind eher unterhaltungsorientiert und suchen eher Entspannung.

Das bestätigt einen Trend, den bereits das Reuters Institute der Universität Oxford aufgezeigt hat: Die Zahlungsbereitschaft für digitalen Nachrichtenjournalismus nimmt in Deutschland zu. Innerhalb eines Jahres ist der Anteil der Zahlenden um fünf Prozentpunkte auf 14 Prozent gestiegen.

Die Ergebnisse der Studie sind ermutigend für Verlage und Redaktionen, die sich digitale transformieren. Es gibt offenbar einen Markt für Qualitätsjournalismus, der sich nicht allein auf Werbung verlassen muss. Gleichzeitig stellt das Verlage vor neue Herausforderungen: Wie können sie bestehende Abonnent:innen halten und neue gewinnen? Wie können sie sich von der Konkurrenz abheben und einen Mehrwert bieten? Wie können sie die verschiedenen Kanäle und Formate optimal nutzen und bespielen?

Diese Fragen erfordern eine ständige Anpassung an die Bedürfnisse und Erwartungen des Publikums sowie eine innovative Nutzung von Technologien und Daten. Ein gutes Beispiel dafür finden Sie in unserem Bericht zur Strategie von FUNKE Niedersachsen. Verlage und Redaktionen müssen sich als moderne Medienunternehmen positionieren, die ihren Nutzer:innen relevante, glaubwürdige und attraktive Inhalte bieten.

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Wie sich Social Media Traffic für Publisher im Jahr 2022 verändert hat

Social Media ist für Publisher eine wichtige Quelle für Reichweite und Engagement. Wie hat sich Social Media Traffic im Jahr 2022 entwickelt? Welche Plattformen versprechen die größten Erfolge? Und wie können Publisher ihre Inhalte optimal für Social Media aufbereiten?

Um diese Fragen zu beantworten, hat Chartbeat die Daten von mehr als 4.000 Publishern aus verschiedenen Ländern analysiert. Der Fokus lag auf drei Aspekten: der Entwicklung des Social Media Traffics im Vergleich zum Suchmaschinen-Traffic, der Performance verschiedener Post-Formate auf Facebook sowie der Entwicklung von Impressionen und Engagement auf Facebook.

Die Untersuchung zeigt, dass der Anteil der Seitenaufrufe über Social Media im Jahr 2022 gestiegen ist. Die Plattform bleibt für Verlage die wichtigste Quelle für Social-Media-Traffic, während andere Plattformen wie Instagram und Twitter an Bedeutung verlieren.

Zudem stellte sich heraus, dass auf Facebook die View-Rate von Video-Posts höher ist als die Click-Through-Rate von Link-Posts. Der Grund dafür scheint der Fokus von Facebook auf kurze Videoformate zu sein, etwa Reels, mit denen Meta versucht, den Erfolg von TikTok zu kopieren.

Das Ergebnis der Studie ist, dass soziale Medien, allen voran Facebook, für Verlage nach wie vor wichtige Plattformen sind, um ihr Publikum zu erreichen oder zu erweitern.

Lesen Sie die Chartbeat-Studie hier: 3 things we learned about social media traffic in 2022

Was bedeutet Loyalität für Leserinnen und Leser von Online-Nachrichten?

Loyalität ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg von Online-Magazinen. Aber wie zeigen die Nutzer:innen ihre Loyalität zu einer Nachrichtenquelle?

Eine loyale Leserschaft verbringt viel Zeit auf den Seiten eines Mediums. Sie unterstützt und schätzt die Arbeit der Journalist:innen. So zumindest die weit verbreitete Annahme, doch was bedeutet ein loyales Publikum im Journalismus wirklich?

In einer neuen Studie, die in Journalism Studies veröffentlicht wurde, ergründen die Forscherinnen Constanza Gajardo und Irene Costera Meijer von der Vrije Universiteit Amsterdam, was das Publikum unter Loyalität gegenüber einem Medium versteht. Sie interviewten 35 Personen, die regelmäßig Nachrichten konsumieren. Dabei stellte sich heraus, dass Loyalität gegenüber einem Nachrichtenangebot weniger mit konkreten Handlungen zusammenhängt. Vielmehr geht es um Gefühle innerhalb einer Beziehung.

Die Befragten gaben an, ihre Loyalität zu zeigen, indem sie sich Veränderungen anpassten, auch wenn sie ihnen nicht gefielen oder indem sie Fehler verziehen. Handlungen wie liken, abonnieren und spenden wurden von den Nutzerinnen und Nutzern hingegen nicht so eindeutig als Ausdruck von Loyalität benannt.

Loyalität gegenüber einer Nachrichtenquelle ist also mehr als ein Verhalten. Sie ist ein Gefühl der Verbundenheit und des Vertrauens, das sich nicht immer in messbaren Handlungen niederschlägt. Auch ist Loyalität gegenüber einer Nachrichtenquelle nicht immer mit der regelmäßigen Nutzung verbunden. Einige Befragte beschrieben etwa eine tiefe Loyalität gegenüber Nachrichtenquellen, die sie gar nicht regelmäßig nutzten.

Die Studie zeigt, dass Nutzer:innen Medien gegenüber, die entgegen ihrer politischen Einstellung berichteten oder die sie als nicht glaubwürdig empfanden, weniger loyal sind. Aber selbst wenn Vertrauen zu einem Medium bestand, ist das keine Garantie für Loyalität: Einige der befragten Personen gaben an, dass ihnen eine Beziehung zu den von ihnen genutzten, durchaus vertrauenswürdigen Nachrichtenquellen fehlte. Sie charakterisierten diese etwa als zu ernst, zu distanziert oder sogar zu impulsiv.

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass Publisher nicht nur qualitativ hochwertigen Journalismus liefern müssen, um loyale Leserinnen und Leser zu gewinnen und zu halten. Es ist auch wichtig, dass sie eine Beziehung zu ihrem Publikum aufbauen und pflegen. Dafür sind Kommunikation, Transparenz und Respekt nötig. Nur so kann Loyalität zu einer nachhaltigen Ressource für den Online-Journalismus werden.

Mehr zu der Studie lesen Sie im Nieman Journalism Lab: Audience loyalty may not be what we think

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