Virtual und Augmented Reality für Verlage und was lokale News-Start-ups erfolgreich macht

Warum Nachrichtenunternehmen jetzt mit Extended Reality (XR) experimentieren sollten. Außerdem: Mit diesen Geschäftsmodellen finanzieren sich lokale News-Start-ups.

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Wie Verlage Extended Reality (XR) nutzen können, um Engagement und Umsatz zu steigern

Raymond Soto, Senior Director of Emerging Tech bei Gannett/USA Today Network, sieht die Zukunft des Journalismus immersiv und interaktiv. Er rät Nachrichtenunternehmen, schon heute mit neuen Technologien wie Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) zu experimentieren, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Auch Robert Hernandez, Professor für digitalen Journalismus an der University of Southern California, teilt diese Meinung. “Man kann entweder einfach abwarten und nur reagieren oder man kann die neuen Tools für sich nutzen. "Nachrichtenunternehmen können jetzt damit beginnen, ihre Kultur und ihr Verständnis für die neuen Technologien zu entwickeln.”

Ein Report der International News Media Association mit dem Titel "The Opportunities and Blueprint of Extended Reality (XR) for Media", bietet Verlagen Anhaltspunkte dafür. Darin geht es um Vorteile und Möglichkeiten, die mit XR erschlossen werden können, etwa praktische Tools, die keine großen Investitionen erfordern oder Ideen für das Onboarding von Leser:innen. Zu den Chancen gehört unter anderem die Berichterstattung über Nachrichtenereignisse, die dank Augmented und Virtual Reality lebendig wird.

Laura Hertzfeld, ehemalige Direktorin des XR-Partnerprogramms von Yahoo, erklärt, dass es außerdem kostengünstig sei, mit XR zu experimentieren. Verlage könnten 3D-Asset-Bibliotheken nutzen, um Objekte zu finden, die zu ihren Storys passen, oder sie verwenden spezielle Filter auf Instagram und Snapchat, um immersive Inhalte zu erstellen. Hertzfeld empfiehlt zudem, Teams in der Fotogrammetrie mit einem iPhone zu schulen. Damit können Nutzende Bilder von einem Objekt machen und sie so zusammensetzen, dass eine 3D-Version entsteht.

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Das Medienunternehmen Gannett hat gute Erfahrungen mit AR-Storytelling gemacht. Zur Hochphase der Pandemie entwickelten sie ein spieleähnliches Produkt namens “Flatten the Curve”. Nutzer:innen konnten dabei auf unterhaltsame Weise etwas über die Covid-Distanzregeln lernen, indem sie durch verschiedene Pandemie-Szenarien geführt wurden und die sicherste Option aus mehreren Antwortmöglichkeiten auswählen konnten. Dem Bericht zufolge hatte die Kampagne eine „herausragende Engagement-Rate, mit insgesamt mehr als tausend Stunden Interaktion bei 164.000 Gesamtaufrufen".

Auch Stephen Shaw, Berater für Immersive Extended Reality, sagt, dass der weltweite Umsatz mit VR sowohl auf der Verbraucher- als auch auf der Unternehmensseite weiterhin deutlich steigt. Er schlägt vor, dass die Verlage Produkte in den Bereichen Reise, Mode und Musik mit den neuen Technologien aufbauen und verkaufen. "Während die Hardware für uns als Verleger und Redaktionen komplexer werden mag, bietet sie uns auch mehr potenzielle Berührungspunkte mit der Marke, sowohl für das Storytelling als auch für die kommerzielle Nutzung”, erklärt er.

Die Auseinandersetzung mit Future-Tech erfordert allerdings auch, dass der Verlag bereits digital transformiert ist und in nativen digitalen Produkten denkt. Forward Publishing hilft Verlagen dabei mit einer effizienten Cloud-Infrastruktur.  

Wie vier Start-ups mit Lokalnachrichten erfolgreich sind

Vier amerikanische lokale News-Unternehmen berichten im Rahmen des Google News Initiative Startups Labs, welche Geschäftsmodelle für sie besonders gut funktionieren.

Mendocino Voice

The Mendocino Voice wurde 2016 gegründet, um den Einwohner:innen von Mendocino während der Waldbrandsaison aktuelle Informationen zu liefern. Seitdem hat das Team um die Gründer:innen Kate Maxwell und Adrian Fernandez Baumann die Berichterstattung auf weitere Themen aus der Region ausgeweitet, auch in spanischer Sprache.

Sie finanzieren sich durch ein Mitgliedschaftsprogramm für Leser:innen. "Zurzeit haben wir etwa 1.000 Mitglieder, die uns mit wiederkehrenden Spenden finanzieren", erklärt Maxwell. Das Start-up verlässt sich jedoch nicht nur auf Mitgliedschaften und wird zusätzlich durch Werbung und Sponsorengelder unterstützt. "Wir beschränken unsere Werbung auf lokale Unternehmen, die wöchentlich bei uns buchen", so Maxwell.

Santa Cruz Local

Anfang 2019 gründete Kara Meyberg Guzman zusammen mit ihrem Kollegen Steven Baxter, Reporter beim Santa Cruz Sentinel, eine neue lokale Nachrichtenseite sowie einen Podcast – auch in spanischer Sprache.

Wie bei der Mendocino Voice sind kostenlose Inhalte ebenfalls ein Eckpfeiler von Santa Cruz Local. Sie haben sich für ein Mitgliedschaftsmodell entschieden. "Es gibt Hunderte neuer Local News-Start-ups, ähnlich wie Santa Cruz Local, und viele von ihnen haben Mitgliedschaftsmodelle. Wir haben uns die Forschungsergebnisse des Membership Puzzle Project angeschaut und das nachgeahmt, was unserer Meinung nach gut funktioniert."

Santa Cruz Local wird sowohl durch Zuschüsse als auch durch Mitgliedschaften finanziert. Neben der Google News Initiative erhält Santa Cruz Local unter anderem Zuschüsse vom Facebook Journalism Project und dem Solutions Journalism Network.

Borderless

Nissa Rhee und Michelle Kanaar starteten Borderless als Medienprojekt im Februar 2017 in Chicago, etwa zur selben Zeit, als Trump das Einreiseverbot für Muslime bekannt gab. Rhee und Kanaar stellten fest, dass die Medienreaktionen in einigen Fällen rassistisch waren. Mit wachsender Unterstützung der Chicagoer Bevölkerung und der Forderung nach einer besseren lokalen Berichterstattung über Einwanderung wurde das Borderless Magazine im Oktober 2019 offiziell ins Leben gerufen.

"Als wir uns entschieden, daraus ein echtes Unternehmen zu machen, hatten wir das Gefühl, dass es eine gemeinnützige Organisation sein sollte, hauptsächlich wegen unserer Mission", betonte Rhee. Sie begannen mit einer Kickstarter-Kampagne, da sie von den Menschen, über die sie in ihrer Community berichten, finanziert werden wollten. Wie bei den anderen lokalen News-Start-ups sind auch hier alle Inhalte kostenlos.

Borderless wird nicht nur durch ein Mitgliedschaftsprogramm, sondern auch durch Zuschüsse, Stiftungen und philanthropische Spenden unterstützt. Borderless hat sich auch auf Schulungen für andere Nachrichtenorganisationen spezialisiert. "Wir leisten Beratungsarbeit für andere Nachrichtenorganisationen, die ihre Berichterstattung über Einwanderung verbessern wollen, indem sie auf Spanisch oder in anderen Sprachen als Englisch berichten", so Rhee.

Weiterhin verfügt Borderless über einen Merchandise-Shop, in dem die Leser:innen Borderless-Sweatshirts, Tassen und mehr kaufen können. Das Design wurde von einem in Chicago lebenden Künstler entworfen, der selbst ein Einwanderer ist.

San Jose Spotlight

Eine weitere lokale Nachrichtenseite ist San Jose Spotlight. Die gemeinnützige Organisation widmet sich der unabhängigen Politik- und Wirtschaftsberichterstattung und arbeitet mit spanisch- und vietnamesischsprachigen Reporter:innen zusammen, um die Berichterstattung zu erweitern. Ramona Giwargis und Josh Barousse gründeten das Start-up im Jahr 2019 und bauten es während der Pandemie weiter aus.

“Die Pandemie war in vielerlei Hinsicht positiv für die Lokalnachrichten. Wir haben einen enormen Anstieg der Leserschaft verzeichnet, weil wir wichtige Informationen lieferten”, erklärt Barousse. "Tatsächlich haben wir Ende 2020 unsere Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt.”

San Jose Spotlight finanziert sich über fünf verschiedene Einnahmequellen: Unternehmenssponsoring, Großspenden, monatliche und jährliche Mitgliedschaften, Stiftungszuschüsse, Newsletter-Werbung und Event-Sponsoring. "Wir veranstalten im Laufe des Jahres Bildungsforen zu wichtigen Themen, die für die lokale Gemeinschaft von Bedeutung sind und es gelingt uns, Sponsoren für diese Veranstaltungen zu gewinnen", erklärt Barousse.

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